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26.10.2025 – 08.02.2026

Intervention
NO BORDER: NRW – BELGIEN
Kati Heck, Johanna Roderburg, Felicitas Rohden, Monika Stricker

»english version below«

Um den Austausch mit den Nachbarländern regelmäßig zu pflegen, startete das Kunsthaus NRW 2024 die Ausstellungsreihe »Trans Europa Express«. Nach dem Auftakt mit David Claerbout (*1969 in Kortrijk, Belgien) setzen wir die Reihe 2025 mit »Station Belgien« fort, einer Gruppenausstellung mit sieben herausragenden Positionen der jungen Kunstszene Belgiens. Parallel zeigen wir in der der Spiegelgalerie im Obergeschoss die Intervention »NO BORDER: NRW – Belgien«. Hier begegnen Sie Werken von vier Künstlerinnen aus Nordrhein-Westfalen, die in beiden Ländern leben und arbeiten und in engem künstlerischen Austausch mit Belgien stehen: Kati Heck, Johanna Roderburg, Felicitas Rohden und Monika Stricker.

Die Kunstszenen Deutschlands und Belgiens sind gerade in der Grenzregion traditionell eng miteinander verbunden. Brüssel und Antwerpen üben als sehr international geprägte Städte auf viele Künstler:innen eine große Anziehung aus. Zugleich trifft man beiderseits der Grenze immer wieder auf gemeinsame Bezüge in der Kunst. Der Belgier Marcel Broodthaers hinterließ während seiner Zeit in Düsseldorf eine bleibende Spur in der Konzeptkunst im Rheinland. Fruchtbar können auch wechselseitige Zuschreibungen sein – gegenseitig konstatieren sich Belgier:innen und Rheinländer:innen große Malereitraditionen: Man denkt an Rubens, René Magritte bis Luc Tuymans – und umgekehrt an Andreas Achenbach, Gerhard Richter bis Katharina Grosse. In der Praxis funktioniert der Austausch unkompliziert: Die vorgestellten Künstlerinnen führen ein produktives Doppelleben beiderseits der Grenzen.
Die Ausstellung wird kuratiert von Elke Kania und Dr. Marcel Schumacher.

Die Vernetzung der Künstlerinnen in Europa ist ein Anliegen des Kunsthaus NRW und eine wichtige Unterstützung der Künstler:innen in Nordrhein-Westfalen. Der grenzüberschreitende Austausch nutzt die geografische Lage des Kunsthaus NRW in der Nähe zu Belgien mit seinen vielfältigen Kulturregionen.

Das Kunsthaus NRW ist Mitglied des grenzüberschreitenden Netzwerks VERY CONTEMPORARY, das Kunstinstitutionen aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden verbindet.

Kati Heck (*1979 in Düsseldorf, lebt und arbeitet in Pulle, Belgien) wurde 2024 als Professorin für Malerei an die Kunstakademie Düsseldorf berufen. In NRW stellte sie bisher selten aus, in Belgien gilt sie als Star. Ihr künstlerisches Werk prägten das Studium in Belgien (Koninklijke Academie voor Schone Kunsten Antwerpen, 1999 bis 2003) und der Austausch mit belgischen Künstlern wie Guillaume Bijl. Spielerisch geht sie mit unterschiedlichen Maltraditionen um, die technisch meisterhafte realistische Malerei unterlaufen Partien in skizzenhafter Manier. Provokative Charaktere faszinieren den Betrachtenden, man denkt an Peter Paul Rubens, Francis Bacon, wird überrascht durch Textelemente oder Karikaturen.

Johanna Roderburg (*1956 in Aachen, lebt und arbeitet in Aachen) ist in der Ausstellung mit Bildern aus einer Serie vertreten, auf denen Menschen (vornehmlich Frauen) dargestellt sind, die sich Malerei anschauen. Mit Joëlle Tuerlinckx, einer wichtigen belgischen Künstlerin und Kunstprofessorin, pflegt Roderburg seit vielen Jahren einen künstlerischen Austausch. Im Gemälde »Köln 2020 (J.T. vor Laurent Dupont)« betrachtet Tuerlinckx einen übermalten Karton des konzeptuellen belgischen Malers Laurent Dupont. Roderburg hat das Foto dieser Szene in fotorealistische Ölmalerei übertragen – ein wundervolles Spiel mit Bildebenen und Techniken. »Basel 2016 (J.T. Salle d’Argent)« zeigt die Fotografin Aglaia Konrad in einer Installation von Joëlle Tuerlinckx im Kunstmuseum Basel. Tuerlinckx hatte 2016 den Ausstellungsraum mit silberfarbenem belgischen Schokoladenpapier ausgeschlagen und so ein Display für ihre eigenen Werke geschaffen: einen »Salle d’Argent«. Neben der malerischen Finesse ist dieses Gemälde auch eine Reflexion über das Wortspiel des Titels: Im Französischen steht »d’argent« sowohl für Silber als auch für Geld.

Felicitas Rohden (*1984 in Haan, lebt in Brüssel und Düsseldorf) ist eine Mittlerin zwischen den Kunstszenen beider Regionen. Nach dem Studium in Düsseldorf lehrte sie von 2015 bis 2024 an der Sint Lucas School of Arts in Antwerpen, seit 2024 ist sie Professorin für Form und Farbe an der Peter Behrens School of Arts / Hochschule Düsseldorf. Ihre konzeptuell geprägte Kunst verbindet künstlerische Medien und Techniken in einer intensiven Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Themen. Im Kunsthaus sind zwei Werke aus der Serie »Motion of Knots (Braiding)« zu sehen, für die sie sich mit Quantencomputern befasste. Auf den ersten Blick mag man an Seemannsknoten oder an die Seilornamente Leonardo da Vincis denken, doch tatsächlich geht es in Rohdens 3D-Drucken um die Verflechtungen der Flugbahnen von »Anionen«, den kleinsten, blitzschnellen, wunderlichsten Teilchen der Atome. Nur wenn mehrere Anionen sich bündeln, in dem Moment ihrer Kreuzung, sind sie überhaupt messbar. Diese Verflechtungen (braidings) bildet Rohden ab. Für ihre 3D-Drucke benutzt sie statt des üblichen Nylons das Öl der Castorpflanze, organisch und problemlos abbaubar.

Monika Stricker (*1978 in Düsseldorf, lebt und arbeitet in Brüssel und Düsseldorf) schuf bis 2019 konzeptuelle Arbeiten, die in post-minimalistischer Tradition Objekte entfremden. Nach ihrem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf lebt sie heute sowohl in Brüssel als auch in Düsseldorf. In den letzten Jahren entwickelt sie ein malerisches Werk, das Bezüge zur jüngeren belgischen Malereigeschichte aufweist, von Luc Tuymans bis hin zur trivialen Malerei. Sie lotet die Grenzen zwischen Ernsthaftigkeit und kommerziellem Kitsch, zwischen Sehnsucht nach Emotionalität und Entlarvung von falscher Naivität aus. Die malerischen Effekte der traditionellen Technik nutzt sie für einen unmittelbaren Zugang zum Betrachter. War nicht die Romantik in ihrem Ursprung eine Protest-Bewegung gegen rückwärtsgewandte politische Mächte? So scheint die Wendung einer konzeptuellen Künstlerin eine Antwort auf unsere Zeit zu formulieren.

– EN –

26 October 2025 – 08 February 2026
Intervention
NO BORDER: NRW – BELGIUM
Kati Heck, Johanna Roderburg, Felicitas Rohden, Monika Stricker
Opening: 25 October 2025, 3 p.m.

To maintain regular exchange with neighbouring countries, Kunsthaus NRW launched the exhibition series Trans Europe Express in 2024. Following the opening presentation with David Claerbout (*1969 in Kortrijk, Belgium), we continue the series in 2025 with the Belgium stop: a group exhibition featuring seven outstanding positions from Belgium’s young art scene. In parallel, the Spiegelgalerie (Mirror Gallery) on the upper floor will host the intervention NO BORDER: NRW – BELGIUM, presenting works by four women artists from North Rhine-Westphalia who live and work in both countries and maintain close artistic exchange with Belgium.

The art scenes of Germany and Belgium, particularly in the border region, have traditionally been closely interconnected. Brussels and Antwerp, as highly international cities, exert a strong attraction on many artists. At the same time, one repeatedly encounters shared artistic references on both sides of the border. The Belgian Marcel Broodthaers left a lasting mark on conceptual art in the Rhineland during his time in Düsseldorf. Mutual attributions can also be fruitful: Belgians and Rhinelanders alike ascribe to each other great painting traditions – one thinks of Rubens, René Magritte, and Luc Tuymans, and conversely of Andreas Achenbach, Gerhard Richter, and Katharina Grosse. In practice, exchange functions smoothly: the featured artists lead productive double lives on both sides of the border. The exhibition is curated by Elke Kania and Dr Marcel Schumacher.

Networking artists within Europe is a key concern of Kunsthaus NRW and an important form of support for artists in North Rhine-Westphalia. Cross-border exchange takes advantage of Kunsthaus NRW’s geographical location near Belgium with its diverse cultural regions, and, since 1997, of Belgium’s role as the seat of European institutions.

Kunsthaus NRW is a member of the cross-border network VERY CONTEMPORARY, which connects art institutions from Germany, Belgium, and the Netherlands.  //

Kati Heck (*1979 in Düsseldorf, lives and works in Pulle, Belgium) was appointed Professor of Painting at the Kunstakademie Düsseldorf in 2024. She has exhibited only rarely in NRW, but is regarded as a star in Belgium. Her artistic work has been shaped by her studies in Belgium (Koninklijke Academie voor Schone Kunsten Antwerpen, 1999–2003) and by exchange with Belgian artists such as Guillaume Bijl. She engages playfully with different painting traditions: technically masterful realist painting is interrupted by passages in a sketch-like manner. Provocative characters fascinate the viewer – one thinks of Peter Paul Rubens and Francis Bacon – while being surprised by textual elements or caricatures.

Johanna Roderburg (*1956 in Aachen, lives and works in Aachen) is represented in the exhibition with works from a series depicting people (predominantly women) looking at paintings. She has maintained an artistic exchange for many years with Joëlle Tuerlinckx, an important Belgian artist and art professor. In the painting Cologne 2020 (J.T. I Laurent Dupont), Tuerlinckx is shown viewing an overpainted cardboard work by the conceptual Belgian painter Laurent Dupont. Roderburg translated the photograph of this scene into photorealistic oil painting — a delightful play with pictorial planes and techniques. The painting Basel 2016 (J.T. Salle d’Argent) shows photographer Aglaia Konrad in an installation by Joëlle Tuerlinckx at the Kunstmuseum Basel. In 2016, Tuerlinckx had lined the exhibition space with silver-coloured Belgian chocolate wrappers, creating a display for her own works: a “Salle d’Argent.” Beyond painterly finesse, this work also reflects on the title’s wordplay: in French, »d’argent« means both »silver« and »money.«

Felicitas Rohden (*1984 in Haan, lives in Brussels and Düsseldorf) acts as a mediator between the art scenes of both regions. After studying in Düsseldorf, she taught from 2015 to 2024 at the Sint Lucas School of Arts in Antwerp; since 2024 she has been Professor of Form and Colour at the Peter Behrens School of Arts / Hochschule Düsseldorf. Her conceptually oriented art combines artistic media and techniques in an intensive engagement with scientific topics. At Kunsthaus NRW, two works from the series Motion of Knots (Braiding) are on view, for which she explored quantum computers. At first glance, one might think of sailors’ knots or Leonardo da Vinci’s rope ornaments, but in fact Rohden’s 3D prints depict the intertwining of the trajectories of »anions« – the smallest, fastest, and most peculiar particles of atoms. Only when several anions cluster together, at the moment of their crossing, can they be measured at all. Rohden renders these interweavings (braidings). For the 3D prints, she uses castor oil instead of the usual nylon – organic and fully biodegradable.

Monika Stricker (*1978 in Düsseldorf, lives and works in Brussels and Düsseldorf) created conceptual works until 2019 that alienated objects in the post-minimalist tradition. After studying at the Kunstakademie Düsseldorf, she now divides her life between Brussels and Düsseldorf. In recent years, she has developed a painterly oeuvre that references recent Belgian painting history, from Luc Tuymans to trivial painting. She probes the boundaries between seriousness and commercial kitsch, between a longing for emotionality and the unmasking of false naivety. She employs the painterly effects of traditional technique to create an immediate connection with the viewer. Was not Romanticism, in its origins, a protest movement against reactionary political powers? In this light, the turn of a conceptual artist toward painting seems to formulate a response to our own time.