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Christian D. Stefanovici
*1982 in Timisoara, Rumänien
lebt und arbeitet in Köln
»you are here – Raum 5«
Reisemomente interpretiert Christian D. Stefanovici in stilpluralistischer Malerei. Mit seinen Gemälden hinterfragt er Methoden des Realismus. Mit dem Einsatz von angerührten Pigmenten, Pastellkreide und Sprühlack loten die dunkelgrundigen Gemälde in ihrem Wechselspiel von glänzenden und matten Bereichen die Grenzen der technischen Reproduzierbarkeit von Malerei bewusst aus. Die Wirkung der Gemälde entzieht sich einer fotografischen Abbildung.
Es sind ernsthafte Bilder, die er für die Ausstellung realisierte: begonnen in einer Welt der Reisefreiheit, gewannen sie ihre Prägung in der Zeit der Pandemie im Zeichen von Unsicherheit und Beschränkung. Das auf den ersten Blick lässig erscheinende Porträt Kurzstrecke (Max) zeigt einen jungen Mann in einer U-Bahn. Der Blick auf das Leuchten des Smartphone-Displays birgt die Verbindung zum sozialen Außen. Stefanovici schafft gegenwärtige Bilder: Heimaturlaub verweist auf die Situation der Kontaktbeschränkung, wenn ein Spaziergang durch die Nachbarschaft – geschützt durch eine Mundnasenmaske – schon dem Erlebnis einer Reise gleichkommt.
Das Hauptaugenmerk im Ausstellungsraum der Gruppenausstellung »you are here – KünstlerInnen aus NRW auf Reisen« fällt auf das großformatige Mehrfigurenporträt Reise nach Jerusalem (Deus vult). Der Untertitel bezieht sich auf den Aufruf Papst Urbans II. mit dem er zur Legitimierung des Kreuzzugs nach Jerusalem das Diktum »Deus lo vult« (Gott will es) prägte. Das Gemälde gleicht einer malerischen Reise durch Stile und Topoi der Kunstgeschichte mit Anleihen an historische Atelierbilder. Das Gesellschaftsspiel »Reise nach Jerusalem«, bei dem die Spieler nach dem Stopp von Musik einen Stuhl besetzen müssen, kommt einem Spiegel der aktuellen Situation gleich: Die Musik ist verstummt, die Menschen sind im Stillstand blockiert, zu viele können keinen Platz in der Situation finden. Die Figur des grinsenden Clowns kann als Sinnbild für gegenwärtige Meta-Ironie gelesen werden. Die Gruppe der beiden lachenden Männern im rechten unteren Bildteil sind eine Variation des Internet-Memes »Girls Laughing«, mit dem man auf Imageboards in Netz Ironie und Spott kennzeichnet. Computer-Cursor im Bild verankern die Komposition in der digitalen Welt. In der besonderen Zeit der Shut-Downs bedeutet der Austausch in Social Media Channels und Foren oft das alleinige Navigieren in der »Welt«. Im Hintergrund des Gemäldes ist als Bilder im Bild eine Bahnsteigimpression in Monitoroptiken arrangiert – unwirklich und durchsetzt von rumänisch-orthodoxen Kreuzen, die sich wie Fraktale aufspalten.
Christian D. Stefanovici
2020 – »you are here – KünstlerInnen aus NRW auf Reisen«
2020 – »22.05.2020 – Instagram Takeover«
2015 – 2018 Promotion der Bildenden Künste bei Prof. Dr. Dumitru Serban, Universitatea de Vest din Timisoara, Fakultät für Kunst und Design, Timisoara, Rumänien
2010 – 2013 Kunstakademie Düsseldorf, Prof. Tal R
2006 – 2010 Studium der Malerei, Prof. Gia Edzgveradze, Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Alfter (Abschluss Diplom)
2005 – 2006 Studium der Philosophie, Romanistik und Kunstgeschichte, Eberhard-Karls-Universität Tübingen